Mittwoch, 7. Mai 2014

CAFÉ EUROPA - Ideenwettbewerb - 1. Platz



Den 1. Platz belegten die SchülerInnen der Klasse 8c der Städtischen Realschule Kerpen, die in 6 Arbeitsgruppen ihre Vorstellungen einer intensiven Beteiligung von Jugendlichen an politischen Prozessen entwickelten. Es war vor allem das Ergebnis der Arbeitsgruppe 1, das uns begeisterte:

Praktische Politik in der Schule
Die politische Wirklichkeit muss in die Schule einziehen. Wir wünschen uns, dass Mitspracheformen und die Erarbeitung von konkreten Zukunftsfragen als ein selbstverständlicher Teil des Unterrichts in allen Schulformen vorkommt. Jugendliche lernen dadurch ihre Gesellschaft kennen, wissen, wie die Politik funktioniert. 

Sie werden sich, wenn die Aufgaben im Unterricht mit der Wirklichkeit zu tun haben, ganz anders beteiligen. Sie sind beteiligt an politischen Prozessen und werden ganz selbstverständlich auch später mitreden wollen. Sie werden wählen gehen, wenn sie dürfen und sie werden eher das Interesse zeigen, sich als PolitikerInnen einzubringen.

Die Jugendlichen fordern damit eine unmittelbare Einbindung der Schulen in tatsächlich ablaufende politische Prozesse. Für sie würde damit Politik nicht mehr nur ein theoretisches Schulfach bleiben, sondern sie hätten das Gefühl, damit über ihre eigene Zukunft mitentscheiden zu können. Das könnte kommunale Politik betreffen, wenn Fragen nach der Vergabe von Geldern für Prestigeprojekte oder die Stadtautobahn gegen die Interessen der Jugendlichen stehen. 

In der Diskussion die sich daraus entspann zeigte sich, dass die SchülerInnen in Iserlohn das bereits kennen. In ihrer Stadt gibt es für sie weitreichende Einflussmöglichkeiten auf Beschlüsse des Rates und sie konnten anschauliche Beispiele dafür liefern. Da das aber offenischtlich nicht landesweit üblich ist, bleibt die Idee der Jugendlichen aus Kerpen unterstützenswert, zumal sie weit über den kommunalen Rahmen hinaus geht und auch landes-, bundes- und europapoliitische Bedeutung hat.
Die weiteren Arbeitsgruppen der Klasse 8c der Realschule Kerpen beschäftigten sich mit der Umsetzung auf breiter Ebene.

Arbeitsgruppe 2 – Internetbasierte Mitsprachemöglichkeit
Wir wünschen uns Strukturen, in denen uns Mitspracherechte gewährt werden. Das ist im Internet leicht möglich. Wir wollen eine Social-media-Plattform eröffnen, auf der die Beschlüsse aus den Parlamenten diskutiert und Verbesserungsvorschläge durch uns Jugendliche gemacht werden können. Die in unserer Region gewählten Abgeordneten aus den verschiedenen Parlamenten wollen wir einbeziehen, dadurch kennen lernen und mit ihnen über die jeweiligen Maßnahmen diskutieren.
Arbeitsgruppe 3 – Jugendliche aktivieren ihre Umgebung
Wir wollen in Schulen und Jugendzentren gehen und die Gleichaltrigen mit Flyern, Stiften und Armbändern animieren mitzumachen. Sie sollen uns helfen, die Erwachsenen über die Wichtigkeit der Wahlen aufzuklären. Nur wer wählt, bringt uns weiter!

Arbeitsgruppe 4 – Jugendorganisation gründen
Wir wollen eine Organisation gründen, die alle Jugendlichen zusammenschließt und vernetzt, um den Bedürfnissen und Wünschen der einzelnen nachzugehen. Dafür soll es in jeder Kommune einen Standort in einem Jugendzentrum geben, das die Ideen der ansässigen Jugendlichen bündelt. Diese Meeting-Points werden wiederum untereinander vernetzt. Organisationen dieser Art, die genauso vernetzt sind, soll es in ganz Europa geben.
So sollen möglichst viele Jugendliche mitmachen können und die Politik beeinflussen dürfen. Die PolitikerInnen aus Kommune, Land, Bund und Europa sollen eingeladen werden, die Ideen der Jugendlichen zu hören und umzusetzen. Unter Einbeziehung der Medien sollen die Erwachsenen die zukunftsweisenden und realistischen Idee von uns Jugendlichen kennenlernen, ernst nehmen und umsetzen.
Arbeitsgruppe 5 – Wahlrecht ab 14
Die Welt hat sich in den letzten 20 Jahren rasant gewandelt. Jugendliche sind heute durch die neuen Medien viel früher an persönlichen Entscheidungsprozessen beteiligt. Auch die PolitikerInnen sind viel jünger geworden. Es ist daher notwendig, dass wir schon ab 14 Jahren wählen dürfen, da wir in der Lage sind, uns verantwortungsbewusst für unsere eigene Zukunft einzusetzen.
Für die Zukunft ihrer und aller Kinder !


Gestutzt haben wir bei der Vorstellung der Arbeitsgruppe 5, das Wahlrecht ab 14 einzuführen. Schließlich kämpfen wir in den meisten politischen Ebenen noch um das Wahlrecht ab 16 Jahren. Aber die Begründung der 14jährigen war einleuchtend.

Wir können uns ja auch in diesem Projekt mit komplizierten politischen Vorgängen beschäftigen, warum sollten wir dann nicht auch wählen dürfen. Und: Wer wählen darf, wird sich für Politik stärker interessieren. Wer noch zwei oder gar vier Jahre darauf warten muss, wird sich nicht so stark informieren.