Die Sichtungsveranstaltung des Fernsehworkshop
Entwicklungspolitik ist jedes Mal ein kleines Filmfest. Vom 11. bis zum 14.
Juni 2015 kamen wieder AutorInnen, ProduzentInnen, FilmstudentInnen und
PädagogInnen zusammen, um zu lernen. Wir nahmen viele Eindrücke mit, haben Neues erfahren, haben so manchen Blickwechsel genossen und heftig diskutiert.
Der Fernsehworkshop Entwicklungspolitik wurde vor über 40
Jahren von Film- und Fernsehmachern gegründet, um genau so einen
Perspektivwechsel in Deutschland zu erreichen. Wie sehen wir die damals noch so
genannte Dritte Welt? Blicken wir auf andere Kulturen und Lebensweisen herunter
oder sind wir neugierig und an neuen Erfahrungen interessiert?
Als ich vor 16 Jahren das erste Mal dabei war, erlebte ich
ganz persönlich diesen Perspektivwechsel. Die Neugierde ist geblieben und der
Wunsch, diese wunderbaren Filme in die Öffentlichkeit zu bringen.
Millions can Walk - Jan Sathyagraha. Marsch der
Gerechtigkeit Christoph Schaub, Kamal Musale. Schweiz
2013, 88 Min.
FRIEDENSBAND hatte 2007 zum ersten Marsch der Adivasi eine Aktion mit handwerklichen Erzeugnissen gemacht – einerseits um Bildungsarbeit zu machen und andererseits, um sie auch finanziell zu unterstützen.
Dieser Film zeigt Menschen, denen alles genommen wurde. Trotzdem lassen sie sich nicht unterkriegen und bleiben trotz ihrer Wut friedlich. Der Marsch zur Hauptstadt ist ruhig und diszipliniert. Sie sind stolze und mutige Streiter gegen die Armut. Dieser Film macht Mut und
regt dazu an, sich nicht abzufinden.
7 Tage in Kabul. Die Afghan Peace Volunteers wollen
den Krieg abschaffen Niklas Schenck, Ronja von Wurmb-Seibel.
Deutschland, Afghanistan 2014, 30 Min.
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Die Afghan Peace Volunteers kämpfen für ein Ziel, das naiv scheint: Sie wollen den Krieg abschaffen - in Kabul und weltweit. Um ihr Ziel zu erreichen, leben die Jugendlichen in einer WG in Kabul zusammen. Sie versuchen, im Kleinen hinzubekommen, woran ihr Land im Großen scheitert: die Grenzen zwischen Etnien zu überwinden, die sich seit Jahrzehnten bekämpfen. Die Jugendlichen kommen aus allen großen Volksgruppen Afghanistans: Hasara, Tadschiken, Paschtunen.
FRIEDENSBAND ist mit dem Wahlspruch gegründet worden
„Konflikte friedlich lösen!“. Diese wundervoll naiven Jugendlichen leben es
einfach. In einer Umgebung, die mehr und mehr wieder in einen Krieg abzugleiten
scheint, möchten sie mit ihren traumatischen Erfahrungen einen Gegenpol setzen.
Der Film eignet sich sehr gut als Ausgangspunkt für
eine Diskussion über zivile Konfliktlösungen, auch wenn – oder weil er viele
Fragen unbeantwortet lässt.
Carmen Butta. Deutschland 2014, 44 Min.
Die fliegenden Jungen vom Gaza-Streifen brechen durch Akrobatik und Freerunning aus ihrem eingesperrten Alltag aus. "Parkour" heißt ihre Leidenschaft: die Kunst, von Körper und Umwelt gesetzte Grenzen zu überwinden. Immer neue Hindernisse spornen sie zu immer gewagteren Sprüngen an. Doch im Gazastreifen ist Parkour auch eine Zurückeroberung des abgeriegelten und religiös besetzten Lebensraums, in dem die strengen Sittenwächter der Hamas moderne Kunst, Tanz und westliche Musik verbieten. Auch Parkour beäugen die fundamentalistischen Islamisten argwöhnisch als Mode des dekadenten Westens.
Diese wütenden Jugendlichen, denen keine Perspektiven auf
dem Silbertablett gereicht werden, schaffen sich ihre eigene Welt, in der sie
sich abreagieren und Siege erringen können.
Der Film zeigt auch Jugendlichen bei uns, die
Ausweglosigkeit in Drogen oder zum IS treibt, eine Perspektive: Es gibt noch
andere Wege.
Dieser Film schafft eine neue Sichtweise auf unser Denken. Können wir wirklich Afrika beglücken mit unserer Lebensart. Wer kann von wem was lernen?
Ascan Breuer. Österreich 2013, 87 Min.
Zwei couragierte Frauen kämpfen für eine echte Teilhabe der verarmten Bevölkerungsmehrheit an der neuen Freiheit. Dafür schlagen sie sich durch das Dickicht der Machtstrukturen und die Smogschwaden einer Stadt, die aus allen Nähten platzt.Der Stolz, mit dem diese Menschen für ihre Rechte kämpfen zeigt, dass auch die abgehängten Menschen ihre Rechte kennen und wahrnehmen können.
Caroline Reucker. Deutschland 2014,
55 Min.
Eine syrische Familie kommt in Ostdeutschland an. Im Film wird deutlich warum sie geflohen ist, wie hart das Ankommen in der deutschen Wirklichkeit ist, wie die jungen Mädchen mit der neuen Heimat klar kommen und unterschiedlich die Eltern damit umgehen. Das gibt tiefe Einblicke, die und helfen können, die Flüchtlinge zu verstehen! Eine Anregung für alle, die Flüchtlingen helfen wollen.